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COVID-19 in Madagaskar: Balance zwischen Bedrohung und Chance

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Das Leben in Madagaskar spielt sich auf der Strasse ab. Social distancing ist eine enorme Herausforderung, von zu Hause aus zu bleiben und zu arbeiten ist nicht einfach umzusetzen.

Der neue Virus hält die Welt in Atem und macht keinen Halt vor Grenzen — alle sind betroffen. Während die Nachrichten in der Schweiz voller Berichte über Corona sind; die neuesten Forschungsergebnisse und Statistiken, die Auswirkungen auf die Einsamkeit der Menschen, auf eine Gesellschaft, auf unser Sozial-, Gesundheits- und Bildungssysteme…lesen wir wenig über die Situation in den afrikanischen Ländern. Überall sind zwar Fälle bestätigt, das tatsächliche Ausmass der Ausbreitung ist ein unbekannt. Für Länder mit unterentwickelten Märkten, fragilen Gesundheitssystemen und in denen die Bürger keine transparenten Informationen erhalten, stellt das Virus eine noch grössere Bedrohung dar.

Dies widerspiegelt die Situation in Madagaskar, wo wir die engsten Einblicke in die Entwicklung von Covid-19 haben. Die Situation stellt eine Herausforderung dar und die Tatsache, dass weitere Entwicklungen und langfristige Auswirkungen schwer vorhersehbar sind, beunruhigt. Gleichzeitig stimmt uns positiv, was wir bisher erlebt haben, insbesondere in Bezug auf unser nemaco-Team.

Glücklicherweise handelte Madagaskar schnell und ergriff frühzeitig Massnahmen. Flughäfen und Häfen sind seit Ende März und mindestens 30 Tage lang geschlossen. Schulen sind landesweit geschlossen; die Hauptstadt ist vollständig abgeriegelt. Bis heute gibt es rund 1’000 bestätigte Fälle und keine Todesopfer. In Tulear, wo nemaco seinen Sitz hat, gibt es nach Angaben unseres Teams drei Fälle. Das örtliche Krankenhaus soll über Testgeräte verfügen, und jeder, der von aussen kommt, muss sich selbst isolieren. Touristen sind keine mehr da, Bars, Restaurants und Hotels sind alle geschlossen. Wir hoffen weiterhin, dass es der Insel gelingt, eine Verbreitung des Virus zu verhindern. Auch wenn es schwierig ist, genaue Informationen zu erhalten, ist unser Team gut informiert und wird regelmässig von Vola, unserer Direktorin, über die Auswirkungen des Virus und die Wichtigkeit der Hygienemassnahmen informiert.

Die Bedrohung durch das Virus hat unser Team vor Ort zusammengeschweisst. Sie kamen mit dem Vorschlag, im April für nur das halbe Gehalt zu arbeiten, was dazu beitragen wird, diese aus Liquiditätssicht schwierige Zeit zu überbrücken. Das Ziel ist es, die Liquidität von nemaco in diesen schwierigen Monaten zu sichern und gleichzeitig die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu schützen und das Team zusammenzuhalten. Die Mitarbeiter im Feld mit den tiefsten Löhnen erhalten nach wie vor ihr normales Gehalt. Wir stehen in ständigem Kontakt mit unserem Team vor Ort und treffen gemeinsam Entscheidungen. Es wurden sorgfältige Hygienemassnahmen getroffen, um sicherzustellen, dass das Virus nicht in die Dörfer getragen wird. Von zu Hause zu arbeiten ist für die wenigsten eine Möglichkeit, da die Haushalte über keinen Internetanschluss verfügen. Die Mitarbeiter im Büro arbeiten im Rotationsverfahren.

Kreative Ideen sind aus der herausfordernden Situation entstanden, die uns gezwungen hat, unseren Fischbetrieb vorerst stark einzuschränken. Wir können einen grossen Teil der frischen Produkte nicht verkaufen, da die Restaurants und Hotels in Tulear und in der Hauptstadt geschlossen sind. Hochwertige Meeresprodukte haben derzeit für niemanden Priorität. Das Team begann schnell damit, Optionen zur Fortführung des Fischgeschäfts zu evaluieren, wie z.B. der Online-Verkauf mit einem Partner, Trocknen und Räuchern des Fisches, um ihn länger zu lagern, Werbung für die Produkte als eine wichtige Quelle für eine gesunde Ernährung, Prüfung eines beschleunigten Exports etc. Für die Küstendörfer, in denen Fisch ihre einzige Einkommensquelle ist, ist es existentiell, dass sie ihren Fang weiterhin verkaufen können. Obwohl alle Konkurrenten aufgehört haben zu sammeln, bleibt nemaco in der Region als loyaler Partner präsent. Weitere Initiativen verlangen den Einsatz des Teams. Wir haben unsere Wertschöpfungskette umgedreht und transportieren dringend benötigte Produkte in die Fischerdörfer, wobei unsere NEXUS Centers als Lager- und Verkaufspunkte dienen. Die Centers erleben einen Frühlingsputz, Blumen werden gepflanzt, wir nutzen die Zeit, um Mitarbeiter im Thema Kühlketten-Optimierung zu schulen.


Es ist schwer zu sagen, was die Zukunft bringen wird.
Wir bleiben positiv und hoffnungsvoll, dass wir unsere Aktivitäten fortsetzen können. Wir analysieren die Situation laufend. Aktuell scheint es, dass sich unsere Planung und unsere Ziele um bis zu drei Monate verzögern werden. Wir sind stolz auf unser Team vor Ort, das an einem Strang zieht und Kräfte und Ideen mobilisiert, um gemeinsam durch die Krise zu kommen. Ein Zitat in einem Artikel zu Protesten in Algier, kurz bevor diese wegen des Virus verboten wurden, lautet: «Das Virus macht uns keine Angst, wir sind in der Misere aufgewachsen.» Dies ähnelt der Stimmung, die wir in Madagaskar erleben. Die Menschen sind Not gewohnt, sie bleiben ruhig und machen weiter, so gut es geht.

Source: nexus ch

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